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Frühlingssymposium in Valens zum Thema «Grenzgebiete»

Jubiläumsveranstaltung mit hochkarätigen Vorträgen und Workshops: Das 25. Frühlingssymposium – gleichzeitig das 5. Interdisziplinäre Rehaforum – im Rehazentrum Valens hat sich in diesem Jahr dem Thema «Grenzgebiete: Naht- und Schnittstellen zur Bewegungsapparatmedizin und Rehabilitation» gewidmet. Beleuchtet wurden dabei Berührungspunkte zur Akutmedizin und der Rehabilitation, wo oft Herz-, Nieren- und Infektionskrankheiten anzutreffen sind.

Seit einiger Zeit beeinträchtigte Rheuma die Lebensqualität eines 68-Jährigen. Zu den Schmerzen und Schwellungen an den Gelenken kamen Schwäche und Schlafstörungen. Mit einer Steroidtherapie wurde der Mann im Kantonsspital St.Gallen allerdings soweit wieder fit, dass er seiner grossen Leidenschaft, der Gartenarbeit, wieder nachgehen konnte. Dann suchte der 68-Jährige jedoch seinen behandelnden Arzt, PD Dr. med. Philipp Kohler, mit einem weiteren Leiden auf. Er kam mit einer chronischen Entzündung der grossen und mittleren Arterien in Kopf, Nacken und Oberkörper ins Kantonsspital. «Circa zwei Monate nach Beginn der Steroidtherapie präsentierte sich der Patient mit Schwindel und Fieber bis 39 Grad sowie erhöhten Entzündungswerten», berichtete Dr. Kohler am Symposium.

Bei der umfangreichen Untersuchung des rheumakranken Patienten stellte der Leitende Arzt einen Lungenrundherd und vergrösserte Lymphknoten fest. Es folgten verschiedene Differenzialdiagnosen, also Abgrenzungen zu anderen Krankheiten. Bestimmte Tumore, Infektionen und bakterielle Erkrankungen schlossen Dr. Kohler und sein Team daraufhin aus. Am Ende stand die Diagnose: Nokardien. Diese Bakterien kommen im Erdboden vor und riefen beim 68-Jährigen durch dessen Gartenarbeit eine Infektion hervor.

Vier praktische Fälle aus dem Alltag im Kantonsspital St.Gallen

Dies war einer von insgesamt vier Fällen, über die Dr. Kohler anschaulich aus seinem Alltag im Kantonsspital St.Gallen zum Thema «Wenn das Fieber den Patienten dahinrafft: Infekte und Rheuma» informierte.

In der Rheumatologie, der Rehabilitation und der Allgemeinmedizin ist die Situation bezüglich Infektionskrankheiten und rheumatologische Grunderkrankungen ein grosses Thema. «Rheuma und Infektiologie sind wie ein Tanzpaar. Beide treten häufig zusammen auf. Mal führt die eine Disziplin, mal die andere», berichtete Dr. Kohler. Beim Fall des 68 Jahre alten Mannes führte die Rheumatologie, der Infekt folgte.

Dabei wurde beim Frühlingssymposium offensichtlich, dass sich dieser «Tanz» in der Akutmedizin und der Rehabilitation nicht nur auf Infekte beschränkt. «Viele Patientinnen und Patienten, die aufgrund von Bewegungsapparatproblemen zur Rehabilitation kommen, leiden auch an kardialen, nephrologischen oder hämatologischen Begleiterscheinungen», sagte Prof. Dr. med. Stefan Bachmann, Ärztlicher Direktor bei den Kliniken Valens und langjähriger Ausrichter des Frühlingssymposiums. Die diversen Herz-, Nieren- und Bluterkrankungen bzw. deren Einflüsse oder allfällige Einschränkungen sind in der Rehabilitation dann im Therapieplan zu berücksichtigen.

Fünf Referenten informieren Gäste bei Fachvorträgen

Dr. Philipp Kohler war beim diesjährigen Frühlingssymposium einer von fünf Referenten, die ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre umfangreichen Erkenntnisse zu unterschiedlichen Themenfeldern in den Grenzgebieten mit den Zuhörerinnen und Zuhörern teilten.

Das Frühlingssymposium ist bei den Kliniken Valens eine feste Institution seit 1999

Seit dem Jahr 1999 ist das Frühlingssymposium in Valens eine «Pflichtveranstaltung» für interdisziplinäre Berufsgruppen. «Es ist eine Erfolgsgeschichte», sagte deshalb Prof. Dr. med. Stefan Bachmann bei seiner Einführung. Der Ärztliche Direktor bei den Kliniken Valens richtete das 25. Frühlingssymposium zusammen mit Dr. med. Björn Janssen, Chefarzt muskuloskelettale und internistische Rehabilitation in den Rehazentren Walenstadtberg und Valens, aus. Der Initiator und langjährige Ausrichter des Frühlingssymposiums, Dr. med. Otto Knüsel, wurde dabei mit einem Geschenkkorb geehrt. Die Motivation dafür, jedes Jahr eine solch fundierte und hochklassige Veranstaltung auf die Beine zu stellen, seien die Gäste, die «immer so zahlreich erschienen sind», sagte Bachmann.

Beim diesjährigen Frühlingssymposium trat ein Faktum klar zutage: Bewegungsapparatmedizin und Rehabilitation sind sogenannte Querschnittsfächer. Sie haben Schnittmengen, beispielsweise in der Orthopädie, der Sportmedizin, der Kardiologie, der Physiotherapie, der Infektiologie, der Rheumatologie und der Nephrologie.

Herzkrankheiten und Rheuma – Folgen und beeinflussbare Risikofaktoren

Prof. Dr. Hans Rickli (Chefarzt Kardiologie im Kantonsspital St.Gallen) blickte bei seinem Vortrag auf das Thema «Wenn das Herz bricht: Herzkrankheiten und Rheuma». Um die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten möglichst lange zu erhalten, seien die Gewohnheiten entscheidend, mit denen die Risikofaktoren vermindert werden können. Hier betonte Dr. Rickli insbesondere ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung, aber auch Rauchverzicht und Gewichtsregulation. Das treffe selbstverständlich gerade bei Veränderungen im kardiovaskulären Bereich zu. «Es gilt, den Lebensstil anzupassen», sagte Rickli. Bei Problemen mit dem Herzen und Rheuma sei dazu die Früherkennung entscheidend, d. h. regelmässige Kontrollen und Überwachung des entzündlichen Geschehens sowie der kardiovaskulären Begleiterkrankungen. Ausserdem sei das Risiko einer Herzerkrankung bei einem mit Medikamenten rheumatologisch topeingestellten Patienten niedriger.

Niere und Rheuma: Schwerpunkt auf Gicht und Nephroprotektion

Zum Thema «Wenn die Kläranlage defekt ist: Niere und Rheuma» referierte Prof. Dr. Thomas Fehr (Chefarzt und Ärztlicher Direktor im Kantonsspital Graubünden). Bei der breiten Palette an Erkrankungen ging er im Speziellen auf das Thema Harnsäure, Gicht und Niere sowie die Nephroprotektion (wörtlich übersetzt «Nierenschutz») ein.

Bei idealer Behandlung können Menschen mit verschlissenem Hüftgelenk wieder Sport treiben

Dr. med. Johannes Erhardt (Chefarzt Orthopädie und Traumatologie, Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland) sprach zum Thema «Vom Impingement (FAI) zur Coxarthrose – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten». Dabei ging es um den Verschleiss des Hüftgelenks, der mit einem Leistenschmerz beginnt. Die Schmerzen können bis in den Oberschenkel und ins Knie ausstrahlen. Bei milden Formen sei ein konservativer Versuch möglich, sagte Dr. Erhardt. Ansonsten sei eine Operation erforderlich. Bei entsprechender konservativer Behandlung zeigte sich, dass knapp 90 Prozent der Patienten mit Coxarthrose sogar wieder gewisse Sportarten betreiben können.

Multimodale Therapie und intensives Training sind nach Wirbelsäulen-OP am effektivsten

Den fünften Vortrag hielt Daniel Riese, Leiter Therapien Rehazentrum Valens, zum Thema «Reha nach Wirbelsäulen-Operationen – Evidenz, Therapieoptionen». Im Jahr 2020 gab es 5394 Operationen an der Wirbelsäule im Kantonsspital St.Gallen. Dabei kristallisierte sich heraus, dass eine multimodale Therapie effektiver ist als eine Standardtherapie. Die Kombination aus Medikamenten, Physio- und Ergotherapie zeigt dabei bessere Ergebnisse als eine Behandlung nur mit Medikamenten. Dazu ist für die Rehabilitation intensives Training wichtig. «Regelmässige und intensive Übungen verbessern die Erholung des Patienten», sagte Daniel Riese. Eine multimodale Therapie mit intensivem Training scheine daher der beste Weg für eine erfolgreiche Rehabilitation zu sein.

Eine Verbesserung der Schmerzsituation nach einer Wirbelsäulen-Operation sei in der Regel nicht zu erwarten. «Zur Gesundheit gehören viele Aspekte, nicht nur Schmerzfreiheit», sagte Daniel Riese. So sei es bereits ein Erfolg, mehr am Alltag teilzunehmen als vor der Operation. Diesen Aspekt gelte es herauszuarbeiten und dem Patienten im Vorfeld zu kommunizieren.

Workshops und Fachausstellung runden Frühlingssymposium ab

Ergänzt wurden die fünf Fachvorträge um drei Workshops sowie eine Fachausstellung verschiedener Sponsoren.

 

Das Programm des 25. Frühlingssymposiums findet sich hier zum Nachlesen: Programm des 25. Frühlingssymposiums im Rehazentrum Valens.

Das Programm und das Datum des 26. Frühlingssymposiums werden auf der Website der Rehab Academy veröffentlicht.

 

Titelbild: Die Referentinnen und Referenten sowie Organisatoren v.l.: Prof. Dr. med. Thomas Fehr, Dr. Jens Bansi, Prof. Dr. med. Stefan Bachmann, Dr. med. Gabriele Eglseer, Prof. Dr. med. Hans Rickli, PD Dr. med. Philipp Kohler, PD Dr. med. Christof Iking-Konert, Dr. med. Björn Janssen.

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