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Forschungspreis für Sporttherapeutin der Kliniken Valens

Nadine Patt, PhD-Kandidatin am Rehazentrum Valens, wurde am 8. Februar 2024 mit dem Forschungspreis 2023 der Reha Rheinfelden für ihre Arbeit zur Behandlung des chronischen Erschöpfungszustands (Fatigue) bei Multipler Sklerose ausgezeichnet. Zusammen mit neun Kolleginnen und Kollegen untersuchte sie einen neuartigen Behandlungsansatz, bei dem ein Energiemanagementprogramm mit einem hochintensiven Intervalltraining kombiniert wird. Die klinische Studie mit über 100 Patientinnen und Patienten zeigte im Hinblick auf Symptomatik und weitere Gesundheitsaspekte signifikante Gruppenunterschiede zugunsten des neuartigen Ansatzes.

Über 18 000 Schweizerinnen und Schweizer leben aktuell mit der Diagnose Multiple Sklerose (MS), eine neurologische, entzündlich-demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nervensystems mit unterschiedlichen Verlaufsformen und einer grossen Bandbreite an Symptomen. Eines davon ist die sogenannte Fatigue, ein massiver chronischer Erschöpfungszustand, unter dem knapp 80 Prozent der Betroffenen leiden. Bei der Fatigue handelt es sich um ein komplexes und multidimensionales Symptom mit nach wie vor begrenzten Behandlungsmöglichkeiten.

Generell wird ein multidisziplinärer Ansatz für eine erfolgreiche Behandlung der MS-Symptome empfohlen. Hinsichtlich der Behandlung der Fatigue haben, nebst Medikamenten, physische oder bewegungstherapeutische Massnahmen sowie das Energiemanagement die grösste Evidenz. Bis dato wurde jedoch, entgegen der Empfehlung eines multidisziplinären Ansatzes, nur wissenschaftliche Literatur zum Einsatz einzelner Therapien publiziert. Und das, obwohl die Fatigue derart häufig auftritt und das Leben der Betroffenen massiv beeinträchtigt.

Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich eine Forschergruppe rund um Nadine Patt, Mitarbeiterin im Bereich Therapien im Rehazentrum Valens sowie PhD-Kandidatin an der Universität Bern, der Thematik angenommen und die Kombination von zwei Behandlungen im stationären Rehabilitations-Setting untersucht: einerseits ein Programm zur Optimierung des Energiemanagements, andererseits das hochintensive Intervalltraining (High Intensity Interval Training; kurz HIIT). In einer grossen Patientenstudie zwischen Juli 2020 und Oktober 2021 mit 106 Teilnehmenden (zwei Gruppen mit je 53 Patientinnen und Patienten) wurde die Kombination dieser Behandlungen über einen Zeitraum von jeweils drei Wochen untersucht. Die Vergleichsgruppe nahm an einem Programm zur Entspannung teil und absolvierte ein moderates Ausdauertraining. Im Mittelpunkt der Studie standen die Effekte auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und Symptomatik.

Signifikante Gruppenunterschiede zugunsten der neuartigen Behandlung

«Nach Beenden der dreiwöchigen Intervention hatte die Gruppe mit der Kombination aus Energiemanagement-Schulung und hochintensivem Intervalltraining signifikant höhere Werte als die Vergleichsgruppe hinsichtlich Fitness und Selbstwirksamkeit bei der Anwendung von Energiespar-Strategien. Die Nachuntersuchungen vier und sechs Monate nach Abschluss der Behandlungen zeigten signifikante Gruppenunterschiede zugunsten der neuartigen Behandlung hinsichtlich der körperlichen Funktionsfähigkeit, dem psychischen Wohlbefinden und der Ängstlichkeit.

Ausserdem hatten die Teilnehmenden eine höhere Selbstwirksamkeit bei der Anwendung von Energiespar-Strategien, was darauf schliessen lässt, dass die neuartige Behandlung positivere Auswirkungen auf den Umgang mit der Fatigue hat. Die Umsetzung unserer Erkenntnisse kann einen relevanten Mehrwert für den Alltag der Betroffenen bedeuten, da die Fatigue nach wie vor schwierig zu behandeln ist», erklärt Nadine Patt.

Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung der Reha Rheinfelden am 8. Februar 2024 präsentierte Nadine Patt die Ergebnisse der Forschungsarbeit dem interessierten Publikum. Bei der Preisverleihung lobte die hochrangige Jury nicht nur das methodisch exakte Vorgehen, sondern auch die hohe therapeutische Relevanz für die klinische Arbeit in Schweizer (Reha-)Kliniken und Therapieeinrichtungen.

 

Für die wissenschaftliche Arbeit «Effects of inpatient energy management education and high-intensity interval training on health-related quality of life in persons with multiple sclerosis: a randomized controlled superiority trial with six-month follow-up» erhielten Nadine Patt (Kliniken Valens, Universität Bern, CH), Marie Kupjetz (Technische Universität Dortmund, GER), Jan Kool (Kliniken Valens, CH), Ruth Hersche (Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana, CH), Max Oberste (Universität zu Köln, GER), Niklas Joisten (Technische Universität Dortmund, GER), Roman Gonzenbach (Kliniken Valens, CH), Claudio Renato Nigg (Universität Bern, CH), Philipp Zimmer (Technische Universität Dortmund, GER) und Jens Bansi (Kliniken Valens, CH) den mit 5000 Franken dotierten Forschungspreis 2023 der Reha Rheinfelden.